Lady in red – Ducati 1199 Panigale

Ab und zu werde ich gefragt, warum sich jemand halbwegs Gebildeter ein Motorrad mit 1.199ccm und fast 200 Pferdestärken kauft? Da ich diese Frage nicht mit einem technischen Datenblatt beantworten kann, hier meine ganz persönlichen Eindrücke nach der ersten Saison:Das Bauchgefühl

Beim ersten Start des Motors drängt sich einem vor allem ein Attribut auf: laut. Genauer gesagt bestialisch laut. Schon im Leerlauf brummelt der 2-Zylinder-Motor lauter und aggressiver als jeder Sportwagen. Bei niedrigen Drehzahlen befürchtet man ständig, dass es den Motor zerreißt, so stark ruckelt er. Und sobald sich der Drehzahlmesser kontinuierlich an den fünfstelligen Bereich vorarbeitet, erinnert der Motorensound frappierend an einen Flugzeugstart. Dieses Bike ist definitiv nichts für Zartbesaitete oder Hausbesitzer mit leicht reizbaren Nachbarn. Mit Vollvisierhelm reduziert sich die Lärmbelastung (zumindest für den Fahrer) auf ein erträgliches Niveau.

Die Optik

Alteingesessene Ducati-Liebhaber werden vielleicht den charakteristischen Gitterrohrrahmen vermissen – der erste optische Eindruck der Ducati Panigale ist allerdings bei jedem einfach Woooow. Sie schaut sehr zart und filigran aus, richtig schlank im Vergleich zur Aprilia RSV4 oder MV Agusta F4. Die LED-Leuchten sind spätestens bei Dämmerung ein absoluter Blickfang, genauso wie die großen Nüstern unterhalb der Frontscheinwerfer.

Und erst dieses Rot – das hat schon etwas ganz Besonderes. Nicht umsonst raunt man sich in der Ducati Werkstatt ein „Einmal Duci – immer Duci“ zu. Die Panigale ist definitiv eine der schönsten Supersportler, die zur Zeit am Markt erhältlich sind.

Das Fahrgefühl

Das ist jetzt mein fünftes Motorrad. Bin vorher eine Suzuki GSX-R 1000 und eine Yamaha R1 gefahren, verfüge also über etwas Erfahrung mit Supersportlern. Die zahlreichen elektronischen Helferleins wie Anti Blockiersystem, Engine braking control system und Traktionskontrolle ermöglichen auch einem Durchschnittsfahrer wie mir problemloses Beherrschen der Pferdchen. Witziges Detail am Rand: mittels Schaltautomat kann man unter Vollgas auch ohne(!) Kupplung schalten.

Das Handling würde ich als spielerisch bezeichnen. Es ist wirklich kaum zu glauben, wie bequem und einfach der Hobel trotz atemberaubender Beschleunigung zu fahren ist. Die trockenen 188kg der Ducati garantieren mühelose Schräglage – die Brembo Monoblockzangen vermitteln selbst bei intensiven Bremsmanövern unglaubliche Stabilität trotz extremen Biss. Das Sechsganggetriebe macht Freiland oder Autobahn sehr viel Spaß – in der Stadt kommt man halt nie über den dritten Gang hinaus, meist röhrt man im Zweiten herum.

Eine gewisse Körpergröße vorausgesetzt, ist die Panigale mit 82cm Sitzhöhe auch im Stehen und Schieben sehr pflegeleicht. Die Sitzposition würde ich im Vergleich zur GSX-R und R1 selbst nach 4h Ausfahrt als deutlich entspannter bezeichnen, die Armaturen sind Weltklasse. Sitz für den Sozius montiert man sich auf so einer Maschine sowieso nicht 😉

Fazit

Auf der Rennstrecke gibt es bessere Bikes, die Aprilia RSV4 zum Beispiel – aber wen interessiert die Tempobolzerei schon. Wen 23.000 EUR für ein Motorrad nicht abschrecken, der kauft sich mit der Ducati 1199 Panigale ein treues Spielzeug mit äußerst hohem Spaßfaktor und Suchtpotential, mit dem man an jeder Kreuzung zumindest der König der Herzen ist *gg*

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Eine Antwort

  1. jetzt versteh ich warum du dich auf jeden “deal” eingelassen hättest 🙂
    auch wenn ich ungern zuschau, es freut mich dass du soviel spaß an deiner red lady hast.

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