self-fulfilling prophecy

Ein Mann verkaufte heiße Würstchen. Er war schwerhörig, deshalb hatte er kein Radio. Er sah schlecht, deshalb las er keine Zeitung. Aber er verkaufte köstliche heiße Würstchen. Das sprach sich herum und die Nachfrage stieg von Tag zu Tag. Er kaufte einen größeren Herd, musste immer mehr Fleisch und Brötchen einkaufen. Er holte seinen Sohn von der Universität zurück, damit er ihm half. Aber dann geschah etwas.

Sein Sohn sagte:“Vater, hast du denn nicht Radio gehört? Eine schwere Rezession kommt auf uns zu. Der Umsatz wird zurückgehen. Du solltest nichts mehr investieren!“ Der Vater dachte:„Mein Sohn hat studiert. Er schaut Fernsehen, hört Radio, liest Zeitung. Der muss es wissen.“ Also verringerte er seine Fleisch- und Brötcheneinkäufe, sparte an der Qualität des Fleisches. Er verringerte seine Kosten, indem er keine Werbung mehr machte. Und das Schlimmste:die Ungewissheit vor der Zukunft ließ ihn missmutig werden im Umgang mit seinen Kunden. Was passierte daraufhin? Sein Absatz an heißen Würstchen fiel über Nacht. „Du hattest Recht,mein Sohn“, sagte der Vater, „uns steht eine schwere Rezession bevor?“

Kaum zu glauben, aber die selbsterfüllende Prophezeiung wurde aber bereits 1948 von dem berühmten Universitätsprofessor Robert K. Merton analysiert und definiert. Wer auf der Uni in Soziologie und Verhaltenspsychologie immer eingeschlafen ist, hat dabei wahrlich etwas versäumt. Diese Theorien sind Jahrzehnte alt, haben aber auch im Web 2.0 Zeitalter nichts an Bedeutung oder Richtigkeit eingebüsst. Wie sehr, mussten gerade in den letzten Tagen Experten auf der ganzen Welt zähneknirschend zur Kenntnis nehmen: Alle Reden von einer Krise, daher sind wir in einer Krise!

Dazu muss man auch berücksichtigen, dass am Aktienmarkt keine realen Werte gehandelt werden, sondern in Wahrheit Hoffnungen. Es klingt zwar betriebswirtschaftlich abenteuerlich, aber der Aktienkurs eines Unternehmens hängt weniger von den real erwirtschafteten Gewinnen oder Verlusten ab, sondern vielmehr von der Zukunftserwartung der Anleger und Kapitalgeber. Ähnliches gilt auch für Staaten, die zwar keine „Aktienkurse“ haben, aber die Konditionen, zu denen frisches Geld am Markt aufgenommen werden kann, sind meines Erachtens dafür durchaus vergleichbar.

Aktienkurs der Telekom

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die neuen Ausreden der Tankstellen, warum trotz sinkendem Barrelpreis Rohöl die Benzinpreise weiterhin steigen werden 😉

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