Social Media nichts für Touristiker?

Gestern wurde ich von Karin Hammer zu meiner Meinung zum aktuellen geistigen Erguss von Christian Saller (Chef von Swoodoo) gebeten. Seine These: In der Tourismusbranche sei der Nutzwert von Social Media vernachlässigbar.

Jetzt widerspreche ich natürlich äußerst ungern einem ausgewiesenen SocialMedia-Experten wie Kollegen Saller, der es geschafft hat, auf seiner Facebook-Fanpage in zwei Jahren beeindruckende 1.600 Fans und auf dem Twitter-Account @flugsuche fast unglaubliche 380 Follower zu versammeln. Aber in seinem Text sind ein paar Punkte drinnen, die meines Erachtens nur aus mangelnder Erfahrung und Unkenntnis resultieren können:

1) „Viele Reiseportale verfügten lediglich über einige hundert oder tausend Anhänger.“

Kommt halt immer darauf an, welche Auftritte von Reiseportalen man kennt. www.facebook.com/expedia hat zur Zeit 1.1Mio Fans, www.facebook.com/hotelsdotcom ist mit 185.000 Fans auch nicht schlecht unterwegs – beide mit sehr hoher Interaktionsrate (25% ist da wirklich ein ausgezeichneter Wert). Wenn ein Unternehmen auf Facebook keinen Wert legt, wird da naturgemäß auch nicht viel passieren. Das Gerücht, Social Media funktioniere von alleine, kann ich aus meiner Erfahrung leider nicht bestätigen.

2) „Erfolgreiche Verkaufsaktionen über Social Media in der Tourismusindustrie sind mir nicht bekannt.“

Wenn eine Webseite so beharrlich und konsequent Social Media ignoriert wie Swoodoo, wundert mich diese Bildungslücke nicht wirklich. Klingt für mich ein wenig nach der Jungfrau, die von der Geburt berichtet.

Normalerweise verdiene ich ja mit Geschäftsmodelloptimierungen mein Geld – diesmal gibt es allerdings einen Trick für alle geneigten Leser gratis: „Verkauf“ bedeutet nicht nur zwingend, auf irgend einer Facebookseite eine Buchungsbox raufzuklatschen. Gewiefte Touristiker finden auch andere Wege, diese sozialen Kanäle (Ja, Social Media ist tatächlich mehr als Facebook 😉 für kommerziellen Erfolg zu nutzen. Best Case Practice hier ist für mich Holidaycheck, die als einer der ersten Anbieter ein veritables Businessmodel aus Gästerezensionen gemacht haben.

Auch der Portal-Traffic , welcher aus Links in sozialen Netzwerken generiert wird, ist leicht zu konvertieren und überdies kostenlos. Hier darf ohne Anspruch auf Vollständigkeit drei Beispiele nennen, die auf sehr clevere Art Content, Unterhaltung und Business mischen: www.facebook.com/OesterreichFanswww.facebook.com/reisedoktorwww.travellive.cc oder www.twitter.com/Twit_ski.

istockphoto.com (C) alexander kirch

3) „Bestenfalls nice-to-have seien Unternehmensauftritte und -Kampagnen in Social-Media-Plattformen“

Tendenziell tun sich halt speziell Unternehmen mit ihrem Auftritt in sozialen Netzwerken schwer, die weder einen USP noch wirkliche Abgrenzungsmerkmale gegenüber Mitbewerbern haben. Wenn ich als Firma nichts zu erzählen habe, wird der Weg auf Facebook, Google+, Twitter & Co wohl steinig werden.

Aber selbst für diese Firmen sollten Facebook-Ads nicht im Marketingmix fehlen. (Zur Zeit noch meist) günstiger als Google Adwords bieten sie nicht uninteressante Selektionsmöglichkeiten, verbunden mit erprobten sozialen Signalen wie „diese Anzeige gefällt auch folgenden deiner Freunde“.

An der Sinnhaftigkeit von Empfehlungsmarketing (und das ist ein ganz wichtiger Bestandteil der kommerziellen Nutzung von Social Media) speziell im Tourismus sollte ja im Jahr 2012 eigentlich kein Kundiger mehr zweifeln, der es mal probiert hat. Im Zweifelsfall jemanden fragen, der sich damit wirklich auskennt *gg*

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