Studiengebühren – darf Bildung kosten?

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Diese Zeilen zieren den aktuellen Expertenbericht zur Entwicklung und Dynamisierung der österreichischen Hochschullandschaft. Wörtlich übersetzt „Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen.“ Mit persönlich gefällt die (inoffizielle) Variante von Sido besser „Die Zeiten ändern dich.“

Interessant, dass das beauftragende Ministerium dafür ausschliesslich die Meinung ausländischer Fachleute einholt, die gleich mal sicherheitshalber anstatt der österreichischen Hochschulprognose die Daten aus der Schweiz als Basismaterial verwenden. Aber eventuell ist unser Minister der Meinung, dass sich mit dem schwierigen Thema bei uns einfach niemand auskennt.

Um die Debatte besser zu verstehen, sollte man den pragmatischen Ansatz beiseite lassen und die rein politische Komponente berücksichtigen. Keine Regierungspartei will ihr Gesicht verlieren und von einer jahrzehntelangen Linie abweichen, daher wird die Diskussion noch spannend werden. Bundeskanzler Faymann bekräftigte gerade eben den Standpunkt der SPÖ: „Ich bin gegen Studiengebühren, weil immer noch zu wenig Arbeiterkinder an Hochschulen sind.“ Axel Melchior, Generalsekretär der Jungen ÖVP wirft sich für den Standpunkt der ÖVP in die Bresche: „Studienbeiträge tragen dazu bei, die Qualität der Studien und die finanzielle Lage der Universitäten zu verbessern.

Die Probleme sind seit vielen Jahren die gleichen:

  • Zu wenig Budget für die Unis
  • Zu viele Studenten

Wissenschaftsminister Töchterle hat nun seine ersten vagen Ideen zur Lösung der Krise vorgestellt: Studiengebühren in der Höhe von 500EUR pro Semester und Zugangsbeschränkungen. Soweit nichts Neues – spannend fand ich den nicht näher definierten Ansatz von dynamischer Betrachtung. Für mich macht es durchaus Sinn, hier nicht pauschal nach dem Gießkannenprinzip zu denken, sondern selektiv nach Studienrichtung und Standort vorzugehen. Warum sollte zB Betriebswirtschaft an der WU Wien (extrem nachgefragt mit hoch dotierten Berufsaussichten) nicht teurer sein dürfen als Neugriechisch an der Uni Salzburg (insgesamt 100 Studenten mit fraglichen Jobaussichten) ?

Die klassenkämpferische Überlegung des freien Zugangs zu allen Hochschulen für jederman ist nicht nur überholt, sondern auch ökonomisch fragwürdig. (Gute) Bildung kostet Geld – das kann gerechterweise auch nur von den Betroffenen, sprich den Studierenden selbst, kommen. Oder traut sich ein Politker, den Pensionisten zu sagen „Wir kürzen jetzt eure Pensionen, weil wir das Geld für die Unis brauchen“?  Für Menschen, die sich 80EUR im Monat nicht leisten können oder wollen, gibt es in vielen Ländern der Welt zinsenfreie Studiendarlehen, die nach Beendigung des Studiums wieder der Allgemeinheit zurückgezahlt werden. Nur zum Vergleich: Auf amerikanischen Eliteunis muss man mit etwa 25.000EUR Studiengebühren pro Jahr rechnen, natürlich exklusive Unterkunft und Verpflegung.

Eliteuni

Ich stelle mal die These auf, dass dich in 20 Jahren auch in Österreich niemand mehr fragen wird, was hast du studiert? Sondern vielmehr wo hast du studiert?

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